Es war eine relativ ruhige Nacht im Dorf, bis auf einmal laute Schreie aus dem Zimmer des Häuptlingspaares kamen, einige wussten schon, dass Pikeru, Torrs Frau, in den Wehen lag und so hatte man nur darauf gewartet, bis die Geburt wirklich stattfand.
Durch die Schmerzensschreie aufgescheucht, machten sich einige Frauen des Dorfes sofort daran, Schnee zu schmelzen und das daraus entstehende Wasser zu erhitzen. Ebenso wurden Tücher geholt und falls nötig, einige Kräuter bereitgestellt, die die Frau des Häuptlings in dieser schwierigen Zeit unterstützen sollten und ihre Schmerzen lindern.
Viel Hoffnung hatten die Frauen allerdings nicht, da Pikeru schon ein fortgeschrittenes Alter erreicht hat und sie nicht die erste Frau gewesen wäre, die im Kindsbett verstorben ist.
Torr wurde immer wieder zur Seite geschoben, er stand wackelig und auf einen Ast gestützt vor der Tür, niemand wollte ihn passieren lassen und die Aufrgegung stand ihm ins Gesicht geschrieben, doch er war mehr ein störfaktor als eine wirkliche Hilfe und so schoben die Frauen des Dorfes ihn einfach immer wieder aus dem Weg, wenn sie vorbei mussten.
Nerias, Pikeru's Schülerin aus der Mitrapriesterschaft Tarantia, war die ganze Zeit an ihrer Seite und scheuchte die Frauen des Dorfes herum, als wäre sie eine Teutonin. Der Stamm respektierte ihren Wunsch, da Pikeru diese junge Frau als ihre Hebamme auserkoren hatte, niemand fühlte sich deswegen beleidigt, schließlich ging es hier um ein Menschenleben... genauer gesagt, Zwei.
Immer wieder rannten die Frauen des Stammes die Treppen zum Zimmer des Häuptlingspaares hinauf und jeder der konnte, half tatkräftig mit, wo er nur konnte.
Die schwerste Arbeit hatte allerdings Pikeru, die schmerzen waren für sie beinahe unerträglich, aber sie lehnte die lindernden Kräuter ab. Sie sagte, sie wolle bei vollem Bewusstsein sein, wenn das Kind geboren wurde, koste es was es wolle!
Die Nacht zog sich hin und immer wieder machten die Wehen ihr zu Schaffen. In den erholungspausen, die die anderen Frauen des Stammes hatten, wurde leicht getuschelt und viele tauschten vielsagende Blicke aus, wenn sie gefragt wurden, wie es denn vorrangeht.
Sie hatten alle wenig hoffnung, Pikeru wurde immer schwächer und das Kind war noch nicht auf der Welt. Wäre sie bloß jünger gewesen, wäre dies wahrscheinlich eine sehr einfache Geburt gewesen, doch es sollte nicht so sein.
Die Schreie wurden immer leiser bis auf einmal, nach einem langgezogenen Schmerzensschrei, eine plötzliche Stille über dem Dorf lag, niemand sagte etwas... niemand fragte etwas... alle warteten und hofften das Beste.
Torr wollte gerade die Tür aufstoßen, als ein kleines "piepsiges" Kreischen an seine Ohren drang. Das Baby fing an zu schreien und atmete selbstständig!
Jetzt vergaß er völlig seine Verletzungen, bahnte sich einen Weg in sein Zimmer und sah sich um, Nerias hielt wohlbehütet das Kind in den Armen, doch was war mit Pikeru? Hatte sie diese anstrengende Geburt überlebt?! Er freute sich wahnsinnig, dass zumindest das Kind lebte, aber er wollte gewissheit, was war mit seiner Frau. Mit humpelnden schnellen schritten näherte er sich dem Bett und setzte sich vorsichtig darauf.
Pikeru lag da, mit geschlossenen Augen und sah ziemlich friedlich aus, es war nicht ganz ersichtlich ob sie atmete oder nicht.
Plötzlich, öffnete sie die Augen, sichtlich geschwächt und erschöpft von der Tortur der Geburt "Das... war aber das letzte" sagte sie mit einem lächeln und Nerias legte ihr, das kleine Bündel in Pik's Arme und sofort begutachteten sie ihr gemeinsames Kind und die Frauen zogen sich aus dem Gemach zurück. Nur Nerias blieb noch an der Tür stehen, bereit Pikeru sofort zu helfen, sollte es nötig sein.
"Es ist ein Junge!" stellte Torr freudig fest, "Er soll Corrmack heißen." Mit einem zustimmenden nicken, schlief Pikeru ein.
"Mit verlaub Häuptling, sie braucht jetzt viel Ruhe. Geht und ruht euch ebenfalls aus. Ich passe auf euren Sohn UND eure Frau auf."